Hallo Ihr Lieben,
heute möchte ich mal ein wenig Dampf ablassen und damit es möglichst viele Leute lesen können gibt's keine Statusmeldung bei Facebook sondern einen Post - denn der ist auch in Jahren noch zu lesen! Man könnte ihn auch als "Wort zum Sonntag" bezeichnen, als Bitte am System was zu ändern und als Warnung an alle, sich nicht über den Tisch ziehen zu lassen und gegebenfalls vor einer finanziellen Entscheidung erst mal mit seiner Steuerberaterin zu reden.
Mein Mann war Rentner mit weniger als 1000 Euro Rente. Auch ich bin berufsunfähig, beziehe somit ebenfalls Rente. Vor einigen Jahren hat mein Mann mich überredet eine Photovoltaikanlage anzuschaffen (komplett finanziert) und den Strom verkaufe ich.
Ich habe ein Haus, natürlich auf Kredit, und alles zusammen mehrere hundertausend Euro Schulden. Jeder Monat ist ein Kampf und so kam ich auf die Idee, dass es ja vielleicht möglich ist meinen Mann von der Zuzahlungspflicht bei der Gesetzlichen Krankenversicheurng zu "befreien"
Ich rief also die Barmer GEK an und dort teilte mir ein sehr netter Mitarbeiter mit, dass er mir gerne die entsprechenden Formulare schickt. Eine Befreiung im eigentlichen Sinn wäre es nicht, sondern es läuft dergestalt ab, dass mein Mann 1 % (bei schwerwiegend chronisch Kranken) oder 2 % (bei allen anderen) seines Einkommens direkt am Jahresanfang an die Barmer überweist und somit keine weiteren Zuzahlungen leisten muss.
Natürlich ging ich davon aus, dass mein Mann chronisch krank ist, denn er hatte sehr viele Krankheiten (u.a. Diabetes und das Herz). Leider hatte mein Mann die Angewohnheit sich immer eine größere Menge an Medikamenten vom Arzt verschreiben zu lassen und war deshalb nicht jedes Quartal dort.
Die Voraussetzung als Einstufung zum Chronisch Kranken ist jedoch, dass man mindestens 1 Jahr lang wegen ein und derselben Krankheit mindestens einmal im Quartal beim Arzt war.
Aha, dachte ich mir und fragte nach, ob es denn keine Ausnahme gibt, schließlich war mein Mann im letzten Jahr fast 1/2 Jahr im Krankenhaus gelegen. Nein, eine Ausnahme ist nicht möglich. Es täte ja furchtbar leid, aber so seinen nun mal die "gesetzlichen Bestimmungen"
Also sollte er 2 % (rund 240 Euro) bezahlen, was aber immer noch weit weniger ist, als bisher - dachte ich mir.
Wenige Tage später kamen dann die Unterlagen und mir sind fast die Augen ausgefallen!
Erst mal ein tolles Anschreiben "unser oberstes Ziel ist es, Sie kompetent und zeitnah zu beraten und betreuen" - klingt ja freundlich.
Auf dem nächsten Blatt finde ich dann Informationen zur Berechnung dieser 2%igen Zuzahlung:
"Die maximale Belastungsgrenze beträgt 2 % der jährlichen Familienbruttoeinnahmen
Also auch nix mit Netto - nee, Brutto
Und es wird auch nicht das Einkommen des Versicherten gerechnet - es wird gleich die komplette Familie mit reingezogen. Ich musste gleich an die früher so beliebte Sippenhaft denken, denn was hat mein Mann mit mir zu tun?
Wir haben bei der Hochzeit Gütertrennung vereinbart und wieso interessiert es die Versicherung überhaupt was ich erhalte? Ich hätte ja nun gerne einen Rechtsanwalt eingeschaltet und klären lassen, ob das wirklich so rechtens ist - aber leider fehlt mir dazu das Geld.
Also rief ich selbst an und fragte mal ganz blöd nach was denn alles zu meinem Einkommen zählt und da wurde mir bestätigt, dass auch das Geld mit eingerechnet wird, das ich durch den Stromverkauf erhalte. Meine Einrede, dass die Anlage voll finanziert ist und ich von diesem Geld keinen Cent sehe, weil alles an die Bank geht; ich im letzten Jahr sogar aus eigener Tasche noch auffinanzieren musste, da die Einnahmen zu gering waren wurde mit dem Argument "das Geld kommt auf Ihr Konto und was sie damit machen ist ja dann Ihre Sache" verworfen. Dann kam weiter "es ist Ihr Problem, wenn Sie sich eine Photovoltaikanlage anschaffen, wie hoch Ihre Ausgaben dafür sind interessiert uns nicht, wir rechnen nur die Bruttoeinnahmen"
Immerhin wurde mir zugesichert, dass ich von meinem Einkommen eine Freisumme von rund 250 Euro bekomme, die ich ohne Anrechnung behalten darf.
*Ironie an* Ich fand's echt großzügig. 250 Euro im Monat - da hab ich mir gleich überlegt wofür ich das Geld ausgeben kann *Ironie aus*
Dieses "Befreiungsargument" ist m.E. reine Verarsche. Würde man wenigstens abwarten und sagen "was steht im letzten Steuerbescheid" und dieses Einkommen ansetzen, dann wäre es halbwegs fair, aber so definitiv nicht!
Und nun geht's zum meinem zweiten Gespräch mit der Deutschen Rentenversicherung.
Im Vorraum sah ich einen tollen Prospekt, der sinngemäß die Überschrift "In Zeiten der Not leisten wir Ihnen Hilfe" trug und ich fühlte mich fast schon behaglich und gut aufgenommen.
Grundsätzlich stehen mir etwa 500 Euro Witwenrente zu, das war mir bekannt.
Was mir nicht bekannt war ist, dass ich (ohne die Witwenrente) lediglich ein eigenes Einkommen von rund 750 Euro haben darf. Von jedem Euro drüber werden mir 40 % abgezogen.
Wenn ich also als Beispiel 850 Euro Einkommen habe, dann sind 750 Euro frei. Von den 100 Euro drüber darf ich 60 Euro behalten - 40 Euro werden mir von der Witwenrente abgezogen, so dass ich dann noch 460 Euro bekomme.
Ich frage mich, wie es in der heutigen Zeit gelingen soll mit 750 Euro zu leben. Selbst mit der Witwenrente wären es im besten Fall 1250 Euro. Das erinnert mich an Sozialhilfe, nur mit dem Unterschied, dass ich von dem Geld alles selbst bezahlen muss, weil das Amt nichts übernimmt.
Hier fand ich auch eine interessante Information zum Thema Photovoltaikanlagen:
Bei der Bewertung der Einnahmen (Photovoltaikanlage) folgt das Rentenrecht dem Steuerrecht.
Das bedeutet: Wenn die Einnahmen aus der Photovoltaikanlage steuerlich als Arbeitseinkommen aus einer selbständigen Tätigkeit beurteilt werden, gelten sie als Hinzuverdienst.
Ausnahme: Wenn die Einnahme aus Solarstrom steuerlich als Miet-, Pachteinnahme oder als Kapitalerträge bewertet werden, ist keine Anrechnung auf die Erwerbsminderungs- oder Altersrente möglich.
Die Mitarbeiterin der DRV gab mir recht, dass das System nicht gerecht ist, denn die Rente meines Mann wurde ja schließlich von ihm erarbeitet. Und dann sagte sie meinen Lieblingssatz "Ich kann da leider auch nichts machen, die gesetzlichen Bestimmungen sind nun mal so".
Ich war kurz davor mal ganz laut zu schreien, mittlerweile kann ich "gesetzliche Bestimmungen" schon nicht mehr hören.
Und weiter geht's. Da am 28.02. die Rente meines Mann völig normal auf unserem Konto angekommen war fragte ich die Mitarbeiterin ob mir die nun wieder abgezogen wird, denn mir stehen ja wie sie sagte 3 Monate Übergangsgeld zu. Also, 3 Monate die volle Rente.
Sie meinte "nein, da müssen sie sich keine Sorgen machen. Die bereits bezahlte Märzrente bleibt, April und Mai kommen dann in einer Summe".
Tja, das war am Montag 10.03.14 - am Mittwoch schaute ich auf's Konto und durfte zu meiner großen Freude feststellen, dass die komplette Rente an eben diesem Morgen wieder zurückgebucht worden war.
Yippieh, da kommt Freude auf und der Satz "In Zeiten der Not leisten wir Ihnen Hilfe" bekommt eine ganz neue Bedeutung
Doch wie auch immer: Ich möchte Euch allen, die Ihr überlegt Euch eine Photovoiltaikanlage anzuschaffen, raten, Euch das ganz genau zu überlegen! Als ich mir die Anlage gekauft habe war seitens des Verkäufers nur die Rede davon was man alles verdienen kann.
Seither sind 6 Jahre vergangen - ich musste fast jedes Jahr einige hundert Euro aus eigener Tasche draufzahlen und wenn ich gewusst hätte, dass es Auswirkungen auf die Zuzahlung und die Rente hat, hätte ich es eh nie gemacht.
Wir gingen immer davon aus, dass mich diese Anlage finanziell absichert, aber in Wirklichkeit ist es so, dass sie nur Geld kostet.
Bei der Krankenkasse wird die Bruttosumme des Stromverkaufs als volle Einnahme gerechnet, bei der Rentenversicherung ab dem Moment, in dem tatsächlich eine Einnahme (siehe oben) vorhanden ist.
Sollte ich es schaffen lange genug hier zu bleiben und mein Häuschen abzahlen zu können, dann weiß ich jetzt schon, dass ich mit dem Ende der 20jährigen Stromabnahmezeit keinen Strom mehr verkaufen werde. Ich werde die überzähligen Paneele verkaufen, mir hier Akkus herstellen und meinen Strom für mich selbst nutzen (keine Einnahme - keine Abzüge).
So langsam ist mir klar warum Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung in unserem Land einen nie dagewesenen Boom erleben.
Nichts desto trotz wünsche ich Euch allen noch ein schönes Restwochenende.
Liebe Grüße,
Alexandra
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